Es war einmal ein Dorf, in dem die Nächte dunkel und still waren, die Menschen aber schlecht schliefen. Stundenlang lagen sie wach, wälzten sich in ihren Betten hin und her, während ihre Gedanken rasten wie ein Zug ohne Bremsen. Niemand wusste genau, warum. Manche dachten, es läge am Stress ihres Alltags. Die Welt um sie herum hatte sich beschleunigt; Arbeit, Verpflichtungen und endlose To-do-Listen ließen ihnen keine Ruhe. Andere gaben ihren Bildschirmen die Schuld – dem blauen Schein ihrer Handys, der ihre Schlafzimmer bis spät in die Nacht erhellte, ihre Augen strapazierte, sie aber wach hielt.
In diesem Dorf lebte eine Frau namens Lotte. Bis vor ein paar Monaten hatte sie immer gut geschlafen. Als sie klein war, erzählten ihr ihre Eltern vor dem Einschlafen Geschichten, und der sanfte Klang ihrer Stimmen wiegte sie immer ins Land der Träume. Doch jetzt war es anders. Jede Nacht schien ein Kampf gegen ihre eigenen Gedanken zu sein. Sie versuchte es mit Schlaftee, Lavendel auf ihrem Kissen, sogar mit Meditation, aber nichts half. Sie fühlte sich gefangen in einem Teufelskreis aus Müdigkeit tagsüber und Schlaflosigkeit nachts.
Eines Nachts, als sie wieder einmal an die Decke starrte, kam ihr ein Gedanke. „Vielleicht liegt es nicht daran, was ich tue oder esse“, dachte sie, „sondern daran, was ich nicht tue.“ Lotte merkte, dass sie sich vor dem Schlafengehen nie wirklich die Zeit nahm, abzuschalten. Sie war den ganzen Tag in Eile und erwartete dann plötzlich, einzuschlafen, sobald sie die Augen schloss. Ihr Geist hatte keine Chance, zur Ruhe zu kommen.
Am nächsten Tag beschloss sie, alles anders zu machen. Sie entwickelte eine Abendroutine: eine heiße Dusche, sanfte Musik und ein gutes Buch – kein Telefon, keine E-Mails. Sie lernte, ihre Sorgen vor dem Schlafengehen loszulassen, als würde sie sie bis zum Morgen in eine Kiste packen. Langsam aber sicher bemerkte Lotte, dass ihre Nächte wieder ruhiger wurden.
Doch nicht alle im Dorf fanden denselben Frieden. Viele kämpften weiterhin mit Schlaflosigkeit, ihre Gedanken waren ständig mit ihren Aufgaben beschäftigt oder wurden durch ihren hektischen Lebensstil gestört. Schlaf kam nicht einfach, wenn man ihn brauchte – er war etwas, um das man sich kümmern musste, genau wie um seine Gesundheit oder seine Beziehungen.
Das Dorf lernte schließlich, dass die moderne Welt voller Ablenkungen, Stress und Technologie oft der größte Feind des Schlafs ist. Doch sie entdeckten auch, dass es Möglichkeiten gab, wieder zur Ruhe zu kommen. Indem sie bewusst langsamer wurden, sich Momente der Ruhe gönnten und ihre Nächte vor der Hektik des Tages schützten, konnten sie wieder wie früher träumen.
Auf diese Weise lernten alle, dass erholsamer Schlaf nicht nur vom Augenschließen abhängt, sondern davon, wie man den ganzen Tag erlebt. Denn Schlaf, so entdeckten sie, beginnt nicht im Bett, sondern damit, wie man Ruhe in sein Leben lässt.

